Im Simon-Marius-Jahr 2024 hat der Wahlkurs Astronomie von Rudolf Pausenberger am CJT-Gymnasium Lauf den Planetenweg um den Asteroiden (7984) Marius ergänzt. Er ist damit der erste Weg seiner Art, der an den fränkischen Astronomen Simon Marius erinnert. Wie in allen anderen Stationen präsentiert die reichhaltige Informationstafel ein Anschauungsobjekt. Es ist aber in diesem Fall keine maßstäbliche Verkleinerung, wie beispielsweise bei Ceres das einlaminierte Kügelchen eines Kugelschreibers. Im durchgängigen Maßstab 1:1 Milliarde betrüge die Größe sonst nur unsichtbare 0,01 mm, denn Marius ist der kleinste der dargestellten Himmelskörper. Stattdessen können Besucher das Modell eines kohlenstoffhaltigen Steinmeteoriten untersuchen. Solche ähneln in ihrer Zusammensetzung Marius aus dem Asteroidengürtel. Der Planetenweg führt in Lauf a.d. Pegnitz entlang der Hardtstraße – Marius ist gegenüber der Hausnummer 39b aufgebaut – über Simonshofen und Neunhof zurück nach Lauf. Zwischen den Tafeln von Sonne und Jupiter ist es ein kurzer Spaziergang, die gesamten 18 km sind als Radtour ausgelegt (Lageplan).
Simon-Marius-Platz
Im Amtszimmer des Nürnberger Oberbürgermeisters wird das neue Straßenschild „Simon-Marius-Platz“ sicherlich nicht montiert, aber erstmals vorgestellt. Wenn im Südwesten Nürnbergs für etwa 4.000 Einwohner das neue Stadtquartier Tiefes Feld entsteht, wird der zentrale Platz den fränkischen Astronomen würdigen. Die benachbarten Straßen und ein Park werden nach den Astronomen Maria Clara Eimmart – Tochter des Nürnberger Sternwartengründers -, Johann Georg von Soldner und Johann Heinrich Müller sowie der Muse der Sternenkunde „Urania“ benannt. Auch der U-Bahnhof Kleinreuth bei Schweinau steht unter dem Motto „Astronomie“.
Anlässlich des 400. Todesjahrs von Simon Marius haben Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin Dr. Andrea Heilmaier gemeinsam mit Pierre Leich, Präsident der Simon Marius Gesellschaft, und Dr. Dieter Hölzl, Präsident der Astronomischen Gesellschaft in der Metropolregion Nürnberg, das Straßenschild präsentiert. Eine weitere Würdigung hat der Hofastronom in Sachsen bei Ansbach erfahren: Dort gibt es nun einen Mariusweg. (Foto: Sven Heublein; PM der Stadt Nürnberg)
Universitätstage mit Simon Marius
Gelungener Auftakt der Erlanger Universitätstage in Ansbach 2024. Erstmals wirkten FAU, Regierung von Mittelfranken, Hochschule Ansbach und Stadt Ansbach zusammen und haben ein attraktives Programm unter dem Motto Visionen erstellt. Mit Prof. Dr. Ulrich Heber (2. im Foto) hatte Pierre Leich (4. im Foto) die Ehre, in der Ansbacher Residenz mit dem Vortrag „Simon Marius und Entfernungsmessung im Weltall bis heute“ zu eröffnen. Von der genialen Abschätzung des Aristarch von Samos ging es bis zur unglaublichen Genauigkeit des ESA-Satelliten Gaia, der eine 2-Euro-Münze auf dem Mond erkennen könnte. Unter den 80 Gästen waren FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger, Regierungspräsidentin Dr. Kerstin Engelhardt-Blum, der Ansbacher Hochschulpräsident Prof. Dr.-Ing. Sascha Müller-Feuerstein und Oberbürgermeister Thomas Deffner (alle im Foto). Beim abschließenden Vortrag am 5. Dezember geht es auch um den markgräflichen Hofastronomen: „Wie die Simon-Marius-KI das Sprechen lernt“.
Kostümführung mit Simon Marius
Im Vortragssaal der Regiomontanus-Sternwarte Nürnberg ist es am 22.10.24 abgedunkelt, 2 Kerzen-Laternen geben ein schummriges Licht, ein Tisch mit vergilbten Blättern, ein kleines Fernrohr. Der Herr im grünen-weiß-roten Wams (Wolfgang Hahn, SiMaG- und NAA– Mitglied) begrüßt seine Gäste; gerne möchte er ihnen von seinen neuesten Entdeckungen berichten, die vier Trabanten um den Jupiter. Dass für Marius heute der 11. Oktober 1614 sei, verrät der Erzähler Günter Volkert (im Bild Mitte, NAA-Mitglied). „Der 22.10.? Ihr seid also allesamt Katholiken?“ entfährt es Marius, „aber was kann schon Gutes aus Rom kommen?“.
Das Publikum bekommt die astronomischen Umwälzungen erklärt. Immer wieder werden den Gästen Fragen gestellt, welche Meinung sie dazu hätten. Die Sonne im Zentrum? „Ihr seid also ein Copernicaner?“ Als Inkognito-Gast gehört Dr. Markus Hofmann zum Ensemble, Physiker und dafür zuständig, dass der Dialog fortläuft, auch wenn das Publikum sich nichts sagen traut. Am Schluss konnten die Gäste doch noch in Wolkenlücken den Jupiter und vier seiner Trabanten live durchs Teleskop betrachten. Man war sich einig, dass eine solche Live-Geschichts-Stunde, wenn möglich mit Teleskop-Beobachtung, Spaß und Information in besonderem Maße verbindet; eine Wiederholung, ggf. als wiederkehrende Einrichtung, wird ins Auge gefasst, muss aber wohl stärker beworben werden. (Foto: Istvan Nagy)
Grüne Nacht in Ansbach
Astronomie zum Anfassen und Staunen
Die „Grüne Nacht“ am 28.September 2024 in Ansbach stand ganz im Zeichen des astronomischen Wirkens von Simon Marius. Einer der Höhepunkte war eine Simon-Marius-Pop-up-Sternwarte der Sternenfreunde Brombachsee und der Astronomischen Vereinigung Weikersheim, die in der speziell abgedunkelten Reitbahn vielfältige Gelegenheiten boten, den freien Sternenhimmel durch moderne Teleskope zu betrachten. Regelrecht überrannt wurde das weitere große Highlight in Form der Szenischen Installation „Welt-Raum“ im benachbarten Kunsthaus des Kunstforum Ansbach. Ansbacher Schüler und die Junge Kunstschule Ansbach hatten im Vorfeld über 100 astronomische Objekte vom Meteoriten bis zum schwarzen Loch gebastelt, die in einer „abgefahrenen“ Licht- und Laserinstallation präsentiert wurden – dies konzertiert mit der astronomischen Multimedia-Show „Ansbach Moving Skies“ von Rainer Adolf und dem Zeichentrickfilm „Versum Universum“ der Jungen Kunstschule Ansbach unter der Leitung von Monika Tress.
Mundus Iovialis im Bergwerk
Am 27. August 2024 hat die Simon Marius Gesellschaft den Text des Hauptwerks von Simon Marius im ältesten Salzbergwerk der Erde eingelagert. Der „Mundus Iovialis“ von 1614 war dafür vorher auf Keramikfliesen eingebrannt worden, um ihn im Memory of Mankind in Hallstatt für die nächsten 100.000 Jahre zu sichern. Von der österreichischen Weltkulturerbestadt ging es zunächst mit einer Standseilbahn auf 840 m. Dann folgte der Marsch zum Stolleneingang, von wo ein Grubenhunt das Team in den Berg fuhr. An der Einlagerungsstelle sprach unter der Moderation von Chriska Wagner (im Foto links) zunächst Günther Martello, Obmann der Kepler-Sternwarte Linz und ehem. Präsident des Österreichischen Astronomischen Vereins (rechts), ein Grußwort. Dann stellte der Gründer Martin Kunze (3.) das MoM vor und SiMaG-Präsident Pierre Leich (2.) beleuchtete Marius im Kontext der Astronomiegeschichte. Schließlich erfolgte die Einlagerung der Keramikfliesen. Die Zeremonie wurde von den YouTube-Kanälen „Urknall, Weltall und das Leben“ bzw. „Video Wissen“ aufgezeichnet und wird veröffentlicht. (Foto: Björn Pucks)
Liftoff für QUBE
Freitagabend startete auf der Vandenberg Space Force Base eine Falcon 9 mit 99 Satelliten an Bord. Für die Simon Marius Gesellschaft war Pierre Leich bei der Launch-Party dabei – natürlich nicht in Kalifornien, sondern in Würzburg beim Zentrum für Telematik (ZfT), dessen Kleinsatellit QUBE nach einer Stunde im korrekten Orbit ausgestoßen wurde. Das Konsortium aus ZfT, LMU, MPL/FAU und DLR testet Quantenverschlüsselung für eine globale abhörsichere Telekommunikation, der Satellit wird in einigen Monaten aber auch eine Marius-Botschaft zur Erde abstrahlen, wofür wir Prof. Dr. Klaus Schilling sehr danken und ein Marius-Buches überreichten. Seiner Einladung folgten auch Ulrike Trapp (Raumfahrtkongress AACII) und Chriska Wagner (Theater Simon auf der Couch, nicht im Foto). QUBE hat den Start gut überstanden, die Antennen sind inzwischen entfaltet und der Satellit sendet die vorgeplanten Test-Signale.
Astronomie beGreifen
Bis zum 2. Juni lassen die Mitmachexponate „Astronomie beGreifen“ im Markgrafenmuseum Ansbach den Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit erfahren. Exemplarisch hier zwei Stationen für die Nürnberger Kulturgeschichte bzw. die neuen Entdeckungen am Himmel:
Eingebettet ins Modell des Sonnensystems 1:50 Mrd. blickt man von der Erde zum 13 m entfernten Jupiter. Wie in Wirklichkeit ist mit bloßem Auge nur der helle Planeten vor schwarzem Hintergrund zu sehen. Seine vier Monde erkennt man, genau wie Marius, erst mit dem Blick durch ein Fernrohr als kleine, leuchtende Pünktchen. Mehrere Zeilen untereinander stellen ihre Positionen vom 7. bis 13.1.1610 dar. Das Modell lädt ein, aus ihnen auf die Umlaufbahnen zu schließen. Es genügen ein paar Schritte, vorbei an Mars und Ceres, um sich die Konstellationen aus der Nähe anzusehen. Umgekehrt zeigt ein Blick zurück die Sonne so groß, wie sie vom Jupiter, dem Mars, der Erde usw. aus erscheint. Das Exponat zu Dürer leitet an, sein supersymmetrisches Magisches Quadrat zu erknobeln. Er setzte unten mittig 1514 sowie seitlich 4 und 1 für die Initialen A und D. Dann bleiben noch zwei alternative Möglichkeiten. Dürer codiert sie, indem er scheinbar eine seltsam geformte 9 zur 5 ausbessert.
Einen guten Rutsch in ein Jahr voll „Himmelsglück“
Zum Start des Marius-Jubiläumsjahres in Ansbach veröffentlichte der Literaturverein WortKunst eine Karten-Sonderedition „Himmel“. Gewidmet ist die Kunstaktion dem Ansbacher Hofastronom Simon Marius. Professionell gestaltet listet die Vorderseite Wörter aus dem Deutschen Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm auf. „Der Grimm“ ist das größte und umfassendste Wörterbuch zur deutschen Sprache mit Wortbedeutungen und Belegstellen ab dem 16. Jahrhundert. Auf der Rückseite der Karte wird Bezug zur Simon Marius Gesellschaft und dem Grimm genommen. Die Wort-Kollektion des Literaturteams reicht von Himmelgucker, Himmelsbild, Himmelswonne, Himmelsfriede … bis Himmelsglück, bereitet beim Lesen eine Himmelsfreude und soll uns himmelheiter durch ein erfolgreiches Simon-Marius-Jubiläumsjahr 2024 begleiten!
Foto: WortKunst e.V.
Ansbach plant Marius-Jubiläum 2024
Zahlreiche öffentliche Einrichtungen und Vereine haben sich Anfang Mai im Ansbacher Stadthaus getroffen, um zu beraten, welche Aktivitäten zum Marius-Jubiläum entfaltet werden können. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Thomas Deffner und zwei Einführungen brachte schon der erste Austausch unter 27 Personen mehrere Projekte in Gang. So wird es Ende Februar eine Auftaktveranstaltung im Kulturzentrum am Karlsplatz mit darstellenden Künsten und musikalischen Höhepunkten geben, an die sich eine Vortragsreihe anschließt. Diese thematisiert nicht nur die Astronomie des Ansbacher Hofastronomen, sondern auch die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebensumstände. Die Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) in Ansbach sowie die Bayerische Staatsbibliothek planen eine Ausstellung mit Werken von Marius. Auch eine wissenschaftliche Tagung, ein Kurztheater und der Ankauf von Büchern und Marius-Briefmarken war im Gespräch. Weiterhin gab es schöne Ideen wie selbst die Kleinsten über Kunstcollagen, Nachtwanderung oder thematische Unterrichtsmaterialien auf die Geschichte eingestimmt werden. Ein reichhaltiges Jubiläumsprogramm zeichnet sich ab. (Foto: Silke Fischer/Stadt Ansbach)